Green New Deal… kommt dir das bekannt vor? Da gab es doch mal etwas, das fast genauso klang. Richtig. Der New Deal von US-Präsident Roosevelt als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Deal stellte einen großen Umbruch in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der USA dar. Anders als bei den Nazis konnte die Demokratie in den USA während der Weltwirtschaftskrise bewahrt werden. Der dramatische Verfall der Aktienkurse im Oktober 1929 hat die Errichtung der NS-Diktatur 1933 keineswegs verursacht, aber doch mit ermöglicht und beschleunigt.
Und heute?
Der Green New Deal greift Roosevelts geprägten Begriff auf, der letztlich bedeutet, dass die Karten neu gemischt und neu verteilt werden; ein Neuanfang stattfindet. Der „Green New Deal“ soll allerdings eine ökologische Wende der Industriegesellschaft herbeizuführen.
Der Journalisten Thomas L. Friedman, hat ihn 2007 in der New York Times das erste Mal genutzt:
„Wenn Sie ein Windrad in ihrem Garten haben oder Sonnenkollektoren auf dem Dach, dann Hut ab. Wenn wir aber die Welt ergrünen lassen wollen, müssen wir unser Stromnetz grundlegend umbauen – und uns von dreckiger Kohle, dreckigem Öl verabschieden und auf saubere Kohle und erneuerbare Energien setzen. Das ist ein gewaltiges industrielles Unterfangen und um vieles größer als alles, was Sie bislang gehört haben. Sollten wir uns aber auf diese grüne Spielart einlassen, kann sie schlussendlich – so wie der New Deal – dazu führen, dass eine neue Sparte für saubere Energie entsteht, die unsere Wirtschaft fit macht für das 21.Jahrhundert.“
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) trug dann zu einer weiten Verbreitung des Begriffs bei. Am 22. Oktober 2008 kündigte der Direktor des UNEP Achim Steiner die Initiative Global Green New Deal an. Die Vorstellung dabei ist, verstärkt Arbeitsplätze in „grünen“ Industrien zu schaffen, dadurch die Wirtschaft anzukurbeln und gleichzeitig den Klimawandel zu bremsen.
Und was passiert da konkret hier bei uns?
Die Europäische Union kündigte bei der Weltklimakonferenz in Madrid 2019 ihren Europäischen „Green Deal” an, in dem sie das klare Ziel ausdrückt, Europa bis 2050 zum weltweit ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Alle 27 EU-Mitgliedstaaten haben sich dazu verpflichtet die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken.
Firmen wie Amazon, Siemens und Mercedes-Benz gehören übrigens zu den mehr als 100 Unternehmen, die die Herausforderung angenommen haben, sogar schon 2040 CO2-neutral zu sein – 10 Jahre früher als es das Pariser Klimaschutzabkommen vorsieht.
Wie kam es dazu?
Da müssen wir uns über den Bottom up Dynamik unterhalten. Ursprung des Europäischen Green Deals ist nämlich die starke Mobilisierung der Kids, angeführt von Greta Thunberg. Mit ihrem Schulstreik wollte sie erreichen, dass Schweden das Klima-Übereinkommen von Paris einhält. Daraus wuchs die globalen Bewegung Fridays for Future (FFF). Hinzu kamen unterschiedliche Klimaklagen und nicht zuletzt auch Wahlentscheidungen der Eurpoäer. Die große Mehrheit wünschte sich, dass die EU beim Klimaschutz weiterhin eine Führungsrolle übernimmt. 77 Prozent nannten die Erderwärmung als ein wichtiges Kriterium für ihre Entscheidung. Etwas mehr als ein halbes Jahr später, im Dezember 2019, lag der European Green Deal auf dem Tisch.
Was steht da noch drin?
Die EU will Klima und Umwelt ins Zentrum der Partnerschaft mit Afrika rücken, und „grüne” Allianzen mit Partnerländern aus Lateinamerika, der Karibik, Asien und Pazifik zu schließen, sowie Umwelt-, Energie- und Klimapartnerschaften mit Osten und Süden eingehen. Das ist schon etwas vage. Andererseits stellt die EU derzeit bereits 40 Prozent der weltweiten Klimafinanzierung und will forthin beispielsweise 25 Prozent ihrer Finanzmittel dafür bereitstellen. Das dürften um die 400 Milliarden sein.
Fakt ist:
Die Folgen des Klimawandels sind längst da und werden weiter zunehmen, in Form von Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürme und Starkregen, dem Anstieg des Meeresspiegels und dem Abschmelzen der Gletscher. Was immer noch nicht vielen klar zu sein scheint: Selbst ein sofortiger Stopp der CO2-Emissionen hätte erst ab 2033 nachweisbare Effekte. Ein Klimaschutz entsprechend des Zwei-Grad-Ziels würde sich sogar erst 2047 bemerkbar machen. Der Grund: Die träge Reaktion des Klimasystems. Erfolgreicher Klimaschutz wird zunächst kaum spürbar sein. Sowohl die globalen Temperaturen als auch die Wetterextreme werden zunächst weiter ansteigen. Das aber kann zu Problemen bei der Akzeptanz der Klimaschutz-Maßnahmen führen, deswegen ist es dringend nötig, dass dieser Green Deal nicht nur in Berichten der Vereinten Nationen oder Webseiten der EU erklärt wird, sondern es braucht Verfechter:innen, die wissen wie man heutzutage Menschen überzeugt, den Planeten sozusagen Scheckheftgepflegt an die nächsten Generationen weiterzureichen. Am besten, bevor in unseren Vorgärten Kakteen wachsen.