Gerade als Besitzer eines älteren Autos hat man oft das Problem, dass man sich nicht nur durch das Fahren des Fahrzeugs eine Reise in die Vergangenheit macht. Gerade wenn etwas kaputt geht, was ja bei betagteren KFZ gerne mal der Fall ist, geht die Zeitreise los. Denn sogenannte freie Autowerkstätten sind teilweise noch auf 20 Jahre alte Technik angewiesen und verfügen nicht über das Knowhow für gewisse Automarken und Modelle. Während der Fehlersuche geht dann oft das große Rätselraten los. Im schlimmsten Fall kann der Auftrag nicht ausgeführt werden oder die Reparatur wird zur Unzufriedenheit des Kunden geführt, was oft den Startpunkt für eine Werkstattodyssee bedeutet. Die Antwort auf dieses Problem könnte nun KI heißen. Doch wie kann künstliche Intelligenz dabei helfen? Im Rahmen eines Forschungsprojekts versuchen verschiedene Betriebe nun dies herauszufinden.
Was ist das Ziel?
Besagtes Forschungsprojekt wird von dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit satten 7,5 Millionen Euro gefördert. Teilnehmer sind verschiedene Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Mit dem Geld soll eine Datenaustauschplattform erstellt werden, die es den KFZ-Betrieben möglich macht, Fehlerdiagnosen und somit Reparaturen effizienter zu erstellen. Das Wissen der KFZ-Mechaniker soll gesammelt und digital aufbereitet werden, sodass andere Werkstätten darauf einfach zugreifen können.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Eine differenzierte Fehlerdiagnose wird erleichtert. Durch eine einheitliche Software wird das Handling in der Werkstatt vereinfacht. Auszubildenden und KFZ-Mechanikern benötigen weniger Schulungszeit. Der blinde und somit wenig ressourcenschonende Austausch von eventuell noch funktionierenden Teilen wird verringert. Somit können Arbeitszeit und Teile gespart werden. Die moderne Diagnosetechnik funktioniert nicht nur bei neueren Fahrzeugen, sondern auch gerade bei älteren Modellen.
Wie werden die Daten gesammelt?
Um dies möglich zu machen, muss die KI zunächst natürlich mit sehr vielen Informationen gefüttert werden. Beobachtungen und Aussagen der Kunden müssen gesammelt und aufbereitet werden. Bei vielen Fehlern werden momentan noch die Werkstattcomputer bei OBD Schnittstelle am Auto angeschlossen. Die ausgelesenen Fehlercodes können ebenfalls von der KI gesammelt werden. Auch Sensormessungen, zum Teil unter Zuhilfenahme von speziellen Oszilloskopen können hilfreiche Daten liefern. Um die vollständige Datensammlung zu gewährleisten, werden den KFZ-Betrieben Mess- und IT Sets zur Verfügung gestellt. In der jetzigen Probephase werden die Systeme passend zu den Modellen des VAG Konzerns geliefert. Rund 5000 Werkstätten nehmen an der Versuchsreihe teil.
Die acht Betreiber der Autowerkstatt 4.0:
Auto-Intern GmbH, Dekra Digital, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, Fahrzeugwerke Lueg AG, Hochschule Osnabrück, Technische Hochschule Georg Agricola, Vergölst GmbH und Eco – Verband der Internetwirtschaft.
Die Möglichkeiten sind groß
Nicht nur bei der Reparatur an sich gibt es Optimierungsmöglichkeiten. In den meisten Autowerkstätten sind die verschiedenen Software-Systeme (etwa Warenwirtschaft, Buchhaltung oder Katalog- und Diagnosesysteme) nicht oder kaum miteinander verzahnt. Die Pflege der Daten ist deshalb nicht selten redundant und somit zeitraubend. Mithilfe vernetzter IT-Lösungen könnten bereits heute Reparatur- und Warenwirtschafts-Prozesse automatisiert werden. Selbst so einfache Aufgaben wie eine Online-Terminvergabe kann die Kundenbindung massiv verbessern.
Das Interesse an der Thematik ist groß und somit ist bereits ein Nachfolgeprojekt unter dem selben Namen Autowerkstatt 4.0 geplant.