Der Anteil an Elektroautos auf den deutschen Straßen steigt seit einigen Jahren zunehmend und ist ein relevanter Teil der Planungen für die Zukunft des PKW vonseiten der Autohersteller.
Laut ADAC ist der Anteil von E-Autos und Plug-in-Hybriden an der Gesamtzahl aller in Deutschland zugelassenen Pkw ist aber noch gering. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) lag dieser am 1. Januar 2022 bei 1,3 Prozent (E-Autos) beziehungsweise bei 1,3 Prozent (Plug-in-Hybride), Tendenz allerdings stark steigend. Im März 2022 wurden 14,5 Prozent mehr E-Autos als im Vergleichsmonat des Vorjahrs neu zugelassen.
Für den Betrieb der Autos soll der benötigte Strom bevorzugt aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Dadurch lassen sich die Emissionen durch fossile Brennstoffe reduzieren. Durch den zunehmenden Anteil an erneuerbaren Energien steigen jedoch gleichzeitig die Schwankungen im Netz, da an sonnigen und windigen Tagen mehr Strom erzeugt wird und an windstillen und dunklen Tagen weniger. Aus diesem Grund sind Energiespeicher für die Bereitstellung des Überschusses an den Tagen mit geringerer Produktion essenziell. An dieser Stelle kommt das Elektroauto auch in einer Funktion abseits des Verbrauchers ins Spiel:
Durch ein verstärktes Laden in Überschusszeiten und Bereitstellung der Energie in Zeiten des Mangels ist die Nutzung als Speicher möglich und die Problematik der Speicherung wird vereinfacht. Diese Möglichkeit bringt viele Vorteile, hat aber noch viele Hindernisse zu überwinden.
Die Nutzung der Elektroautos als Energiespeicher und seine Vorteile
Doch welche Schritte sind für die Elektroautos innerhalb der Strominfrastruktur erforderlich? Zum einen ist eine intelligente Steuerung der Ladeleistung essenziell für die Nutzung des Autos als Teil des Energiesystems. Dadurch ist es möglich das Auto automatisiert in den Zeiten der Spitzenlast zu laden und somit das Stromnetz zu entlasten. Zusätzlich zur Verringerung der Spitzenlast wird das Elektroauto damit auch nicht zum Stromfresser in Zeiten erhöhten Energieverbrauchs bei kleiner Stromproduktion der erneuerbaren Energien. Dieser positive Effekt kann noch weiter verstärkt werden, indem die Autos mit vollem Akku einen Teil zurück ins Netz speisen. Dieser Ladevorgang in zwei verschiedene Richtungen wird als bidirektionales Laden bezeichnet und verhindert, dass bei Strommangel die Produktion durch fossile Brennstoffe oder zugekauften Strom erhöht werden muss. In Kombination mit diesen beiden Schritten erfüllt das Elektroauto eine wichtige Rolle als Energiespeicher.
Die Herausforderungen auf diesem Weg
Für die Nutzung der Autos als Energiespeicher sind zwei Punkte essenziell. Zum einen müssen die Autos die notwendige Technologie zum bidirektionalen Laden mitbringen, damit Strom auch wieder in das Netz eingespeist werden kann. Zum anderen ist eine Digitalisierung des Stromnetzwerkes erforderlich, um mit einem intelligenten System den Stromverbrauch zu erkennen und Akkus für die Einspeisung oder Ladung auszuwählen. Diesen Weg haben schon verschiedene Unternehmen eingeschlagen, aber es ist nicht der Standard der aktuellen Elektroautos und des Stromnetzes. Neben großen Beteiligungen internationaler Konzerne mit mehreren Millionen angeschlossener Geräte wie Envision springen auch Start-ups auf den Zug auf und sind von der Praktikabilität überzeugt. Zum Beispiel entwickelt das Unternehmen GridX Lösungen für eine intelligente und flexible Steuerung des Stromnetzes durch Elektroautos. Die notwendigen Technologien für die flexible Anschaltung oder Abschaltung der Systeme sind laut den Gründern schon vorhanden, aber Regularien und Anreize sind noch nicht vorhanden. Dadurch sei es für die Netzbetreiber derzeit rentabler, mehr Kupfer zu verlegen, anstatt seine Netze in intelligente und digitale Systeme auszubauen. Dieses Problem muss erst noch überwunden werden, bevor eine flächendeckende Nutzung des Autos als Stromspeicher innerhalb des gesamten Stromnetzes möglich ist.
Elektroautos als Fluch und Segen der Energiewende und was du tun kannst
Durch die Möglichkeit des Elektroautos als Speicher und Verbraucher können sie sich zu einem ernsten Problem oder als mögliche Lösung entwickeln. Problematisch wird es, wenn die Autos lediglich als Verbraucher geladen werden und zum Beispiel jeder Nutzer sein Auto nur über Nacht bei wegfallender Solarproduktion an das Netz anschließt. Ist es jedoch auch tagsüber Teil eines intelligenten Systems, unterstützt es auch ohne aktive Fahrten die Energiewende. Auch als Nutzer kannst du diesen Prozess unterstützen. So sollte beim Kauf oder Leasings eines Autos darauf geachtet werden, dass es die Möglichkeit zum bidirektionalen Laden erfüllt. Diese Technologie bietet nicht nur zu Hause Vorteile, sondern auch unterwegs bei der Pannenhilfe, zum Erreichen der nächsten Ladestation oder der eigenen Stromversorgung auf der Fahrt im Sommer. Und auch das heimische Stromnetz erfordert eine intelligente Steuerung für das flexible Laden und Entladen des Autos, die vom Nutzer ausgehend vereinfacht werden kann. Profitiere daher selber auch von der Möglichkeit, das Auto als Teil des Energiesystems einzubinden.