Der innerstädtische Individualverkehr mit dem Auto wird mit steigendem Verkehrsaufkommen immer weniger attraktiv, zudem kommen die hohen Kosten für den fossilen Kraftstoff, zumeist nur sehr begrenzte Parkmöglichkeiten und viele weitere einschränkende Faktoren (Anschaffungskosten, Steuern, Versicherung, Reparaturen, Parkgebühren). Doch auch der ÖPNV kommt an seine Grenzen, bestehende S- und U-Bahn-Linien, Straßenbahnen usw. sind schon heute oftmals überfüllt und Busse stecken (so wie die Autos) im Verkehr fest. Doch Seilbahnen, wie ihr sie aus dem Urlaub in den Bergen kennt (z.B. die Seilbahnen am Brauneck und Wallberg), könnten ein Lösungsansatz sein. Warum das so ist und welche Vorteile innerstädtische Seilbahnen haben, das erfahrt ihr hier im Artikel.
Vorteile innerstädtischer Seilbahnen
Es gibt vor allem fünf gute Gründe, die für Seilbahnen im urbanen Raum sprechen:
- geringer Platzbedarf
- kurze Bauzeit
- günstige Baukosten
- keine Lärmbelästigung
- umweltfreundliche Alternative
Für den Bau von oberirdischen Bahnstrecken fehlt schlicht der Platz in dicht besiedelten Ballungsräumen. Es müssten Bäume gefällt werden, vielleicht sogar Häuser abgerissen werden und die Anwohner sind am Ende auch nicht glücklich, wenn alle zehn Minuten eine Straßenbahn vor ihrem Fenster entlangrumpelt. Bei Seilbahnen sieht das anders aus: Den meisten Platzbedarf haben die Stationen zum Ein- und Aussteigen, die Pfeiler der Seilbahnen hingegen nehmen kaum Platz ein und könnten ohne große Eingriffe in die existierende Infrastruktur aufgestellt werden.
Die Bauzeit einer Seilbahn beträgt nur ein Bruchteil vom Schienenbau. Sei es oberirdisch oder gar unterirdisch, Planungsverfahren und die eigentliche Bauzeit nehmen oft mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte in Anspruch. Zudem sind die Baukosten von innerstädtischen Seilbahnen vergleichsweise gering. Mit Solarenergie oder umweltfreundlichem Strom hat die Seilbahn keinen CO2-Ausstoß und lässt sich nahezu lautlos betreiben. Und je nach Lage können Seilbahnen sogar für Touristen attraktiv sein, die aus der erhöhten Fahrposition tolle Urlaubsfotos knipsen könnten.
Bereits existierende Seilbahnen in deutschen Städten
In Deutschland gibt es viele Seilbahnen, die euch auf Berge oder ins Skigebiet bringen. Doch in Städten gibt es noch sehr wenige. Wer dennoch mal eine Fahrt wagen will, der hat in den folgenden drei Städten die Gelegenheit dazu:
Berlin
Zur Internationalen Gartenausstellung 2017 wurde die 1,5 Kilometer lange Seilbahn zu den Gärten der Welt im Ostberliner Bezirk Marzahn errichtet. Die Fahrt dauert etwa fünf Minuten und führt vom U-Bahnhof Kienberg über die Mittelstation Wolkenhain zum Eingang der Gärten der Welt am Blumberger Damm. Weitere Informationen findet ihr hier: gruen-berlin.de
Koblenz
Die Seilbahn Koblenz wurde ebenfalls anlässlich einer Bundesgartenschau errichtet, nämlich der im Jahr 2011. Sie führt knapp 900 Meter über den Rhein und die Fahrt dauert etwa vier bis fünf Minuten. Während der Seilbahnfahrt habt ihr einen tollen Blick auf das Deutsche Eck, wo die Mosel in den Rhein fließt. Weitere Informationen: seilbahn-koblenz.de
Köln
Vermutlich ahnt ihr es schon: Auch die Kölner Seilbahn wurde anlässlich der Bundesgartenschau im Jahr 1957 errichtet. Bisher hat sie bereits über 20 Millionen Fahrgäste befördert. Die Fahrt vom Eingang des Kölner Zoos in Riehl am linken Rheinufer hinüber zum Rheinpark in Deutz am rechten Rheinufer dauert sechs Minuten und die Strecke beträgt mehr als 900 Meter. Mehr Informationen: koelner-seilbahn.de
Rheinpendel: Kölns neue Seilbahnschnellverbindung?
Bleiben wir bei Köln. Dort ist eine über 30 Kilometer lange Seilbahn in der Planungsphase, das sogenannte Rheinpendel. Vom Rathaus Porz im Süden quert diese Seilbahn mehrmals den Rhein von einer Seite zur anderen und führt zum Beispiel durch Rodenkirchen, Deutzer Hafen, Rheinauhafen, Deutzer Werft, Breslauer Platz (Hauptbahnhof), Tanzbrunnen, Rheinpark, Riehl, Niehl bis Longerich und weiter zum Fühlinger See. Auch eine mögliche Verbindung bis nach Leverkusen ist denkbar.
Die vorraussichtlichen Baukosten würden nur 500 Millionen Euro betragen und würden sich schon nach knapp zwei Jahrzehnten armotisieren. Zum Vergleich: Der U-Bahn-Neubau unter der Kölner Innenstadt hat eine Streckenlänge von nur vier Kilometern und die Kosten belaufen sich auf mindestens 1,1 Milliarden Euro. Zudem gibt es Kritik von Umweltschützern, es kommt zu Bauverzögerungen und im März 2009 stürzte sogar das Kölner Stadtarchiv ein.
Seilbahnen sind also eine vergleichsweise günstige, schnelle Alternative, um den wachsenden Bedarf an Pendlern etwas entgegenzusetzen. Vor allem überzeugt der geringe Platzbedarf, wodurch sich Seilbahnen auch in bestehende Stadtviertel und Strukturen integrieren lässt. Einen Versuch ist es definitiv wert. Weitere interessante Informationen zum Thema urbane Seilbahnen findet ihr auf der Internetseite des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.