Venedig ist Schönheit in Stein. Eine mittlerweile sehr vergängliche Schönheit. Denn die Stadt sinkt. Wirklich. Also tauche ein in diese Schönheit, verstehe das Dolce Vita und sobald du das Labyrinth der Wege erst mal verinnerlicht hast, willst du nie wieder weg, denn um jede Ecke eröffnen sich in dieser Stadt malerische Ansichten. #Dauerstaunen.
Los geht es mit dem Venedig City Guide für die wichtigsten Fragen rund um die Stadt. Die Lagunenstadt hat mittlerweile übrigens nur noch 55.000 Einwohner, aber über 15 Millionen Besucher pro Jahr. Also rege dich nicht allzu laut über die Touristen auf, die Chance ist groß, dass man dich versteht.
Welche Stadtteile gibt es?
Cannaregio im Norden: Jüngere Leute, jüdisches Stadtviertel. An der Fondamenta della Misericordia und der Fondamenta dei Ormesini reihen sich am Kanal nette Bars aneinander. Im Palast Ca’ d’Oro gibt es eine Kunstausstellung zur Renaissance.
Santa Croce: Direkt darunter. Ruhige Gegend. Erster Bezirk den man, vom Busbahnhof kommend, betritt. Santa Croce ist mit viel Lokalkolorit geprägt. Nach der Schule spielen Kinder ernsthaft auf dem Campo San Giacomo dall’Orio Fußball. Der Palast Fontego dei Turchi am Canal Grande beherbergt das Naturhistorische Museum.
San Polo: Folgt dann weiter in südlicher Richtung. Lebhaftes Viertel rund um die Rialtobrücke und den Markt von Rialto, der Verkaufsstände mit Fisch, Obst und Gemüse bietet. In der Basilika dei Frari sind Meisterwerke von Titian und anderen Künstlern der Renaissance zu sehen
San Marco: Schließt weiter an im Südosten. Der Touri Kiez!
Dorsoduro: Ganz im Süden. Das Universitätsviertel von Venedig. Zu den wichtigen kulturellen Einrichtungen hier gehören die Gallerie dell’Accademia, in der klassische venezianische Meisterwerke zu sehen sind, und die am Wasser gelegene Peggy Guggenheim Collection mit einer Sammlung moderner Werke.
Castello: Alle 2 Jahre findet am östlichen Ende im Park Giardini della Biennale die Biennale für zeitgenössische Kunst statt.
Sinkt die Stadt wirklich?
Ja und dazu steigt auch noch der Meeresspiegel. Der Boden (Sandbänke) der Inseln, auf denen Venedig erbaut wurde, gibt unter dem gewaltigen Gewicht der Bauwerke nach, was kein Wunder ist, bestehen doch viele aus Marmor und sind gewaltig. Einige Millimeter im Jahr sinkt der Boden – in den vergangenen 100 Jahren insgesamt um 23 Zentimeter. Und während es in den 1950er-Jahren noch etwa sieben Hochwassertage pro Jahr gab, sind es mittlerweile 50 pro Jahr. In vielen Privathäusern sind die Erdgeschosse längst aufgegeben, das Leben beginnt im ersten Stock.
Steht die ganze Stadt auf Pfählen?
Jein. Venedig ist sozusagen auf Sand gebaut. Man hätte auf Matthäus 7,26-27 hören sollen. Das erklärt auch warum Holzpfähle in den Boden getrieben wurden, um die Fundamente zu stabilisieren. Aber es wurden auch längst nicht so viele Gebäude wie angenommen als Pfahlgründung errichtet. Das betrifft vorrangig die Gebäude an den Kanälen und Schwergewichte wie die Santa Maria della Salute. Angeblich ruht die barocke venezianische Kirche auf mehr als einer Million Holzpfählen der Länge von je vier Metern. Letztlich wurde deswegen im 13. Jahrhundert die Umgebung fast komplett entwaldet. Die Folgen sind bis heute in den Karstlandschaften der östlichen Adriaküste zu sehen.
Fällt da überall der Putz von den Wänden?
Es ist schon auffällig, dass Erdgeschosse oft reine Ziegelwände bilden und der Putz erst über der Tür beginnt. Die Erklärung ist simpel: Über den Putz gelingt es dem Wasser deutlich höher zu wandern. Venezianer wissen das schon seit Jahrhunderten und lassen deshalb den unteren Bereich der Bauwerke innen wie außen unverputzt.
Kann man in Venedig mit dem Auto fahren?
Kann ich in Venedig Auto fahren? Ja, durchaus und zwar bis zum Busbahnhof an der Piazzale Roma. Dort warten dann Parkhäuser. Wen glaubt mit seinem Auto, die steilen Brücken mit ihren Stufen überqueren zu können, dürfte spätestens an den gerade mal einen Meter breiten verschlängelten Wegen zwischen den Häusern scheitern.
Was ist mit dem Fahrrad?
Im Ortskern streng untersagt. Interessanterweise auch das Schieben von Rädern, was wohl weltweit einmalig ist.
Hat jeder Venezianer ein Boot?
Nein. Venedig ist im Vergleich zu Berlin auch echt klein. Venedig besteht aus drei Teilen aber den Kern, das eigentliche touristische Herz von Venedig bildet San Marco, das touristische Herz von Venedig. Hier befinden sich berühmte Sehenswürdigkeiten wie der Markusdom und der Dogenpalast. San Marco, das sind 2 x 3km in der Nord/Süd und Ost/West Ausdehnung und damit nur kurze Spaziergänge für die Einwohner zu ihren Jobs. Zudem ist ein eigenes Boot überraschend unpraktisch. Denn wie für Autos in einer verkehrsberuhigten Innenstadt gibt es Anlegeprobleme aka Parkplatzmangel und teure Liegegebühren.
Was für den Einwohner gilt, passt ebenso für den Touri: Du bist viel besser zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Insgesamt gibt es aber 400 Brücken und in wirklich jeder kleinen Gasse entdeckt man etwas besonderes. Der Bus/Bahn/Tram ist hier ein Boot. Mit Haltestellen. Und ähnlich viel Gedrängel wie in den U-Bahnen deutscher Metropolen. Der Ausblick ist aber wesentlich schöner und vieles nur vom Boot aus zu sehen.
Wo parken die Venezianer?
Tatsächlich haben die meisten venezianischen Familien ein Auto. Meist steht es günstig auf dem Festland, etwa in einer der Garagen in Mestre.
Wann ist der beste Zeitpunkt um nach Venedig zu fahren?
OK, andersrum ist es einfacher: Kein guter Zeitpunkt, um nach Venedig zu reisen, sind Juli und August. Da ist Ferienzeit und was mit einer Stadt aus Stein im Sommer passiert #Backofen sollte klar sein. Frühling und Herbst sind ideal und besonders wenig los ist im Winter. Im Winter solltest du aber Gummistiefel einpacken: Es könnte Hochwasser geben!
Grundsätzlich sollte man im Jahr hinfahren an dem auch die Biennale stattfindet, denn über 200 Künstlerinnen und Künstler, rund 80 Länderpavillons, 30 offizielle Collateral Events und zahlreiche Ausstellungen in Kirchen, Palazzi und Botschaften, sind dann verteilt über die ganze Stadt. Ein unvergleichliches Kunsterlebnis!
Was mache ich auf dem Markusplatz?
Der Markusplatz ist episch. Also spaziere rum, schau dir alles an und vielleicht hast du Glück und die Schlange in den Dogenpalast ist mal kürzer als sonst, aber essen solltest du hier nicht. Getränke kosten hier das Vierfache und Café-Betreiber verlangen einen „Musikzuschlag“, meist zwischen 5 oder 6 Euro pro Person. Zusammen mit dem Cuperto, der Summe, die für das Eindecken mit Besteck verlangt wird, kann das richtig teuer werden. Bekanntheit erlangte der Fall bei dem vier Japaner in einem Restaurant für Steaks, frittierte Meeresfrüchte und Wasser 1143 Euro bezahlen mussten. Aber nur zur Info. Wir waren dort eine Woche und jeden Tag essen, wo wir maximal 140 Euro zahlten. Meidet man den Markusplatz, ist alles normal und man kann sorglos dem Essen frönen. (Und es soll ja auch eine Strafe von über 20.000 Euro für das Restaurant gegeben haben.)
Wieso fahren Gondeln eigentlich geradeaus?
Verrückt oder? Jeder hat sich sicher schon diese Frage gestellt. Ist ja wie beim Kanu, wenn man nur ein Paddel hat. Der Trick ist die gewollte Schieflage, denn nur die asymmetrische Gondel fährt geradeaus. Gondolieri Domenico Tramontin gab Ende des 19. Jahrhunderts der Gondel die, auf der rechten Seite um 24 Zentimeter, gekürzte Form.
Der Rumpf ist also so geformt, dass er:
- leer deutlich nach rechts geneigt
- mit dem Gondoliere an Bord leicht nach rechts neigt
- mit Passagieren auf den Bänken waagerecht schwimmt.
Kann ich Gondoliere werden?
Da kommt wieder der Romantiker durch oder das Wissen um den guten Verdienst. Ein pfiffiger Gondoliere verdient leicht 10.000 Euro im Monat. Aber No Chance. Die begehrten Lizenzen werden innerfamiliär weitervererbt.
Mögen Venezianer die Touristen?
Heikles Thema. Natürlich nerven die Touristen. Aber fast jeder verdient direkt oder indirekt am Tourismus mit. Es ist so wie in anderen Metropolen der Welt. Und hier sogar noch ein bisschen mehr. Ohne Tourismus wäre Venedig tot, denn die Stadt hat keine größeren Arbeitgeber mehr, alles dreht sich nur noch um den Tourismus. Aber deswegen in Badehose die Kirchen zu besichtigen, oder andere Faxen zu machen zeugt von wenig Respekt. Schließlich ist das nicht der Ballermann auf Mallorca und auch dort hat man die Schnauze voll. Fakt ist: Die Venezianer sind unglaublich freundlich. Wirklich alle. Das ist sehr erholsam, wenn man, wie der Autor, aus Berlin kommt.
Es gibt dieses wunderbare Bild mit dem hashtag #enjoy venezia, der inzwischen auf den öffentlichen Verkehrsmitteln erweitert wurde zu #enjoyrespectvenezia
- Kein Fastfood am Kanalufer
- Kein Schwimmen im Kanal
- Keine Badesachen tragen
- Kein Füttern der Tauben
- Keinen Müll wegwerfen
- Keine Schlösser an Brücken
- Keine Fake Sachen kaufen
- Kein Fahrrad fahren/schieben
- Kein Graffiti
- Kein Zelten
Manches davon erscheint einem unbegreiflich, sei es das jemand auf die Idee kommt, mitten in der Stadt zu zelten oder in den Kanal voller Motorboote zu springen, aber diese Dinge müssen ja in entsprechender Häufigkeit geschehen sein. Baden kann man übrigens am Lido. Der Lido di Venezia ist der mittlere, Venedig vorgelagerte Teil der Venedigs Lagune von der offenen Adria trennt. Er entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum mondänen Seebad mit luxuriösen Hotels.
Beaches:
- Lido (Alberoni)
- Jesolo
- Eraclea
- Caorle
- Bibione
Wie feiern die Venezianer Karneval?
Los geht es in Venedig immer zehn Tage vor Aschermittwoch mit dem Volo dell’Angelo, dem Engelsflug. Eine Artistin schwebt an einem Stahlseil den 99 Meter hohen Glockenturm herab auf den Markusplatz und eröffnet somit das Fest.
Es gibt wirklich überall Masken zu kaufen. An jeder Ecke, das ganze Jahr über. Es gibt billigen Plastikschrott und auch Masken aus handbemaltem Pappmaché. Es gibt Guy Fawkes Masken. Es gibt Steampunk Masken. Zum Karneval stehen die Einheimischen allerdings nicht auf dem Markusplatz herum, sondern verbringen elegante Galaabende in Hotels, Museen oder Palazzi. So wie Prospero in die „Die Maske des Roten Todes“ von Edgar Allan Poe, nur ohne das unschöne Ende.
Traditionelle Events:
- Februar/März: Venedig Karneval
- April-Mai: Vogalonga (Ruderwettkampf, der alljährlich am Pfingstsonntag stattfindet)
- Juli: Feast of the Redeemer Day (Feuerwerk in der dritten Juli Woche)
- Juni bis September: Festival of Villas / Internationale Kunstsaustellung
- August bis September: Venice Film Festival
- September: Historische Regatta (Erster Sonntag im September)
- September: Riviera in Bloom (Zweiter Sonntag im September)
- Oktober: Venedig Marathon
- November: Feast of our Lady of Health (Religiöses Festival und offizieller Urlaubstag)
Wo gibt es noch Geheimtipps?
Dazu ist San Marco einfach zu klein. Mein Geheimtipp: Einfach loslaufen. Man wird immer wieder überrascht was hinter der nächsten Abbiegung auftaucht. Es ist nicht so wie auf Sizilien, dass man hinterm Dornenstrauch auf einer Sandstraße noch über ein Agriturismo stolpert. In Venedig erwachen aber teilweise ganze Straßenzüge erst mit Fortschreiten der Woche, so dass man erst am Mittwoch alle Geschäfte offen sieht.
Wie sollte man in Venedig angezogen sein?
Venedigs Einwohner haben durchaus mehr Stil als man aus deutschen Großstädten gewohnt ist. Also kleide dich angemessen und elegant und trage so zum ästhetischen Gesamtbild bei. Kurze Hosen werden nur zum Baden getragen, Bitte keine Sandalen in Kombination mit Socken. Ebenso Funktionskleidung, Turnschuhe und Bauchgurt. Wer dabei Hilfe benötigt: Ich empfehle Hemd dunkelblau von Massimo Dutti, Schuhe von Floris van Bommel, graue Jeans (ohne jedwede Behandlung wie Stepnähte oder Risse) und eleganter Fred Perry Pullover für kühlere Abendstunden. Das macht einen ganz anderen Eindruck. Und man wird weniger wie ein Tourist behandelt.
Wo wohnen in Venedig?
Wir waren im Campiello Zen untergekommen und können das nur weiter empfehlen. Das Bed & Breakfast ist nur wenige Schritte vom Canal Grande entfernt, im Viertel Santa Croce, in einem tadellos restaurierten Renaissance-Palast. Das B&B empfängt dich mit einem herrlichen Eingang, einem großen, mit Fresken bemalten Wohnzimmer, wo eine große Bücherwand und verschiedene Sofas auf dich warten. dazu kommen komfortable, geräumige Zimmer mit irre hohen Decken voller eleganter alter Möbel. Auf der ruhigen Terrasse kannst das Frühstück mit den ersten Sonnenstrahlen genießen. Es gibt eine komplett eingerichtete Küche mit gekühltem Wein, Sekt, Milch und Orangensaft sowie Brot und Kaffee. Und eine große Dose mit wirklich köstlichen Keksen.
Wie fahren die Wasserbusse?
Es gibt die Linien 1, 5.1, 5.2, 6, 8 und 14.
Die wichtigsten Linien sind die 1 & 2. Sie verkehren in beiden Richtungen zwischen dem Markusplatz und dem Piazzale Roma, sowie dem Hauptbahnhof Santa Lucia.
Für beide Richtungen gibt es immer nur eine Haltestelle. Die Vaporetti halten dabei auf abwechselnden Seiten des Kanals. Also beim Einsteigen beachten in welche Richtung der Wasserbus fährt. Wasserbusse kannst du auch nutzen, um den Canal Grande zu überqueren, denn Brücken über den Grand Kanal gibt es nur wenige. Man kann nicht an jeder Haltestelle ein Ticket kaufen, sondern nur an den Anlegern, die mit einem Ticketschalter oder einem Automaten ausgestattet sind.
Ein Einzelticket kostet 9 Euro und gilt 75 Minuten ab Entwertung. Da ist es sinnvoll gleich online eins der Tages Tickets zu kaufen.
- 1 – Tagesticket € 24,00
- 2 – Tagesticket € 34,50
- 3 – Tagesticket € 46,00
- 7 – Tagesticket € 69,00
Wer Lust hat, der kann mit dem Wasserbus auch noch die Inseln Murano, Burano und Torcello besuchen.
Was frühstückt man in Venedig?
In Italien wird zum Frühstück eher wenig gegessen, meistens Croissant mit Kaffee. Croissants gibt es mit verschiedenen Füllungen von Pistazie bis Orangenmarmelade.
Was isst man zu Mittag in Venedig?
Wir empfehlen die sogenannten Cicchetti. Das sind Röstbrot- oder Polentascheiben, die mit Oliven, halbierten, hart gekochten Eiern, kleinen Portionen von einem oder mehreren Meeresfrüchten, Fleisch- und Gemüsezutaten belegt werden.
Und abends?
Gute Pizza gibt es auch in Berlin. Dazu muss ich nicht nach Venedig. Venedig liegt im Meer, also liegt es nahe Fisch zu essen. Traditionell essen heißt hier den Cod zu probieren. Das ist Rahmkabeljau mit Polenta. Bei dem venezianischen Rezept wird der Kabeljau wird zu einer köstlichen Creme zubereitet, mit viel Öl, Knoblauch und Petersilie angemacht und entweder mit cremiger oder in Scheiben geschnittener Polenta serviert.
Traditionelle Gerichte:
- Risi e Bisi
- Baccala Mantecato
- Salata di Cozze
- Moeche
- Spaghetti co i Caparossoi
Haben Geschäfte sonntags in Venedig geöffnet?
Es gibt verschiedene Supermärkte mit durchgehenden Öffnungszeiten, während kleine Lebensmittelläden zwischen 13 und 16/17 Uhr geschlossen sind. Sonntags kann man im Zentrum immer shoppen, der Rest hat geschlossen.
Notfallnummern:
- Allgemeine Notfallnummer: 112
- Polizei: 041-284666
- Feuerwehr: 041-5200222-3
- Wasser Ambulanz: 041-5230000
- Rettungsdienst: 041-2385648
- Airport Marco Polo: 041-2606111
- Die Bahn: 199692021
- Tourist Information: 041-5298711